Wann und wo in unserer Gegend der erste Maibaum aufgestellt wurde, das lässt sich nicht genau sagen. In der Münchner Residenz zeigt ein Wandgemälde aus dem 16. Jahrhundert eine Ansicht von Starnberg, worauf deutlich ein Maibaum zu erkennen ist. Die erste Wangener Maifeier fand Jahr 1908 14 statt. Die Einladung zur dieser Maifeier zeigt, dass die treibende Kraft hinter dieser neuartigen Veranstaltung der Wangener Wirt Kaspar Holzeder war. In späteren Jahrzehnten hat sich – wie in den Nachbardörfern – ein Burschenverein das Thema zu eigen gemacht. So hat sich die „Wangener Burschenschaft“, wie man sich fortan nannte, zur Aufgabe gesetzt, alle fünf Jahre einen Maibaum aufzustellen, die Maifeier auszurichten und – wenn es die Finanzen erlaubt haben – noch einen gemeinsamen Ausflug zu veranstalten. Mitglieder waren von Anfang an nur Mannsbilder. Erst nach 100 Jahre beschloss man, auch Mädchen als „außerordentliche Mitglieder“ aufzunehmen.
Der Platz für den Maibaum ist die Dorfmitte, wo sich seit alten Zeiten die Straßen kreuzen. So ist es auch in Wangen, wo die alte Straße von München kommend (heute Angerstraße) auf die Verbindung von Leutstetten nach Neufahrn trifft (heute Wildmoosstraße). Bis 1963 wird zum Maibaum-Aufstellen per Hand ein gut 3m tiefes Loch ausgehoben, in das der untere Teil des Baumes versenkt wird – eine Aktion, die das Aufstellen immer schwierig und gefährlich gemacht hat. Seit 1968 sichern die einbetonierte Schiene und ein Seilzug das Aufstellen.
Es war nie einfach, einen würdigen, gerade gewachsenen, schönen und möglichst über 30 m langen Maibaum zu finden, der die Bäume in den Nachbardörfern wenn möglich übertreffen sollte. Dazu mussten die Burschen auch einen Spender für so ein Prachtstück finden.
Sobald der Maibaum ins Dorf geholt ist, beginnt die Maibaumwache. Versuche, den Wangener Maibaum zu stehlen hat es immer wieder gegeben. Am spektakulärsten ist es beim „Maibaum-Raub“ 1948 zugegangen. Der Baum war zwischen dem Seyrer-Stadel und der Kirchenmauer gelagert und mit einer eisernen Manschette gesichert. Ein seltsames Zischen hat gegen drei Uhr in der Nacht die Wachhabenen Hans Wecker und Michael Hanfstingl geweckt: Es war der Schweißbrenner der Schäftlarner, die mit einer großen Zahl von osteuropäischen und Neufahrner Helfern dabei waren, den Maibaum aufzuladen. Die Wachen schafften es, die Alarmsirene zu betätigen und das Dorf aufzuwecken. In dem Tumult gelang es einigen Wangener Burschen sich unter die Fremden, die sich selbst nicht alle kannten, zu mischen, an die Deichsel des Baumwagens zu kommen und ihn den Wecker Berg hinunter in den Hanfstingl-Misthaufen zu lenken. „Die g‘hörn gar net zu uns!“ – wurde daraufhin von den Schäftlarnern geschimpft. Trotzdem: Die Übermacht der Angreifer war zu groß – der Raub war nicht zu verhindern. Wie man hört, war der Baum dann am Schäftlarner Bahnhof „ausgestellt“ und mit dem Spottschild „Gruß aus Wangen“ versehen. Schlussendlich wurde er aber ausgelöst und feierlich aufgestellt.
Der fertige Maibaum muss weiß-blau geringelt sein. Dass er generell „rechtsrum“ geringelt sein muss, das hat man offensichtlich nicht immer so gesehen. Zu bedenken ist auch, dass Baum und Anstrich fast 5 Jahre halten müssen, bevor im Jahr der nächsten Maifeier der alte Maibaum etwa im Februar umgelegt wird. Zum Schmücken des Maibaums werden die Zunftzeichen angebracht, die lange Jahre von Prof. Adalbert Banzer und nach dem Krieg Lehrer Franz Flauger bemalt wurden. Die Baumspitze bildete von 1908 bis 1934 ein Wetterhahn. Allerdings wird erzählt, dass der Gockel am Ende seiner fünfjährigen „Dienstzeit“ regelmäßig ziemlich mitgenommen und durchlöchert war, weil er offensichtlich häufig als Zielscheibe für Karabiner-Übungen herhalten musste.
Musik und Tanz gehören von jeher zu den wichtigsten Dingen bei einer Maifeier. Seit 1968 spielt bei allen Wangener Maifeiern die Blaskapelle Wangen-Neufahrn zur Unterhaltung und zum Tanz. Nach dem Tanz um den Maibaum werden traditionelle Figurentänze wie Mühlradl, Sterntanz und Kronentanz werden vorgeführt. 2008 wurde in Wangen das 100-jährige Maibaum-Jubiläum mit einer dreitägigen Feier mit rekordverdächtigen 30 Tanzpaaren erstmals nach Jahrzehnten wieder mit einem großen Festzelt begangen… …und die Vorbereitungen für das Fest am 1. Mai 2013 sind bereit in vollem Gange!